23. Februar – Falken Pforzheim

Gegendemo zum NPD Aufmarsch, Februar 2021, Pforzheim

Die Sozialistische Jugend – Die Falken Pforzheim haben einen Beitrag zur Geschichte, den Hintergründen und den aktuellen Entwicklungen um den 23. Februar in Pforzheim erarbeitet, den wir hier veröffentlichen:

Am 23. Februar 1945 wurde Pforzheim zerbombt. Die Operation Yellowfin dauerte 22 Minuten, in denen die Royal Air Force Pforzheim bombardierte. 368 Flugzeuge warfen fast eine halbe Million Bomben über der Stadt ab. Die Abwurfstellen wurden durch Leuchtköper einige Zeit vor der Bombardierung markiert, einige davon wurden allerdings durch starken Nordwestwind abgedrängt, weshalb die Nord- und Weststadt von den Bomben etwas verschont wurden. 
Als die Sirenen erklangen flüchteten die Menschen, die die Möglichkeit hatten, in Luftschutzkeller und Rettungsstollen. Auf den Straßen herrschte Chaos. Das Feuer, welches durch die Brandbomben verursacht wurde, breitete sich rasend schnell aus und vernichtete flächendeckend den Rest, welcher bis dahin von den Sprengbomben verschont blieb. Es starben fast 18.000 Menschen bei diesem Luftangriff. Bei dieser Bombardierung wurde nicht auf Zivilisten geachtet, die Stadt wurde mit den Brandbomben, die zu einen Feuersturm führten, fast komplett vernichtet. 
Bis heute ist nicht ganz klar, wieso Pforzheim angegriffen wurde. Zwar galt Pforzheim als wichtiger militärischer Verkehrsknoten und war durch die Schmuckindustrie bekannt, welche während des Krieges auf die Produktion für Zünder und Munition umgestellt worden war. Dennoch war die Stadt auf der fünfstufigen Prioritätenliste der Alliierten als niedrigste Priorität eingeordnet. 
Der Wiederaufbau der Stadt dauerte Jahrzehnte an. Noch heute ist die Stadt von Nachkriegsbauten der 50er und 60er geprägt. Die Menschen wollten einen radikalen Neuanfang, weshalb entschieden wurde, die alten Gebäude nicht wieder aufzubauen. 
Der Schutt der Stadt wurde auf einen Berg zusammengetragen, der dadurch 40 Meter höher ist als zuvor. Der Berg überragt Pforzheim weithin als sichtbares Mahnmal. 
Seit 2003 ist der 23. Februar ein offizieller Gedenktag der Stadt Pforzheim. Ebenso hat Pforzheim seit vielen Jahren eine Städtepartnerschaft mit Gernika, welche an die gemeinsame Vergangenheit der Städte erinnern soll. Gernika wurde 1937 im Spanischen Bürgerkrieg von Bombern der deutschen Legion Condor bei einem Luftangriff zerstört. 
Auf dem Wallberg, der aus den Trümmern der Bombardierung besteht, steht heute ein Mahnmal aus Stahlstelen welches an das Geschehene erinnert. 
Seit vielen Jahren findet am 23. Februar auf dem Wartberg in Pforzheim eine Fackelmahnwache des vom Verfassungsschutz als Vorfeldorganisation der NPD eingeschätzten „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ statt. Sie deklarieren diesen Aufmarsch als Gedenkveranstaltung für die Opfer der Bombardierung.
Diese angebliche Gedenkveranstaltung ist jedoch nur ein Vorwand der Faschist*innen, um ein Auftreten ihrer verschobenen und menschenfeindlichen Weltanschauung zu begründen und zu legitimieren. In ihrer revisionistischen Darstellung der Geschichte wollen sie die Kriegsverbrechen des deutschen Faschismus bewusst verharmlosen, um dadurch Deutschland in eine Opferrolle der Ereignisse zu rücken. Die mörderische Angriffspolitik der Nazis und die Kriegsschuld werden von ihnen verdreht und geleugnet.
Im Gegenzug zur Veranstaltung der Nazis findet zur gleichen Zeit eine große Gegendemonstration statt. Diese wird von verschiedenen Bündnissen in Pforzheim organisiert und von Antifa Gruppen aus ganz Baden-Württemberg unterstützt. Sie startet am Bahnhof und führt hoch auf den Wartberg, um dort das „Gedenken“ der Nazis zu stören. Die Polizeipräsenz ist immer sehr hoch! 
Ebenso gibt es eine Veranstaltung in der Innenstadt, die stark bürgerlich geprägt ist. 
Dieses Jahr konnte der „23. Februar“ coronabedingt nicht stattfinden. Es gab ein allgemeines Versammlungsverbot. Allerdings hielten rund 20 Menschen der rechtsextremen NPD daraufhin am 27.02. eine Fackelmahnwache auf dem Wallberg ab und verhielten sich somit respektlos gegenüber den Opfern. Diesbezüglich gab es einen kurzfristigen Aufruf zu einer Gegendemonstration, bei der um die 200 Menschen, die ein Zeichen gegen die Rechten setzten.